Alte Eiche in Devese

Alternativ leben!

Was bedeutet das genau? Wenn man „früher“ sagte, man würde alternativ leben, hieß das für die meisten, dass man politisch eher auf der linken Seite stand und keine Lust auf Körperpflege bzw. ein ordentliches Äußeres hatte.
DAS stimmt heutzutage nicht mehr.
Alternativ bedeutet eigentlich nur, dass es auch noch andere Lösungen gibt als die „Konservativen“, eben im Gegensatz zum Herkömmlichen stehend.

Ja, und wie macht man das nun: alternativ leben?
Man sucht nach anderen Lösungen, die für die eigene Lebenssituation am passendsten ist. Orientieren darf man sich selbstverständlich an Allem was man zur Lösungsfindung benötigt. Permakultur beispielsweise ist auch eine alternative Herangehensweise um vorab festgestellte Ziele zu erreichen oder Probleme zu lösen, meist zwar bezogen auf gärtnerische oder landwirtschaftliche Ansätze um Boden, Tiere, Pflanzen und Mensch zu schützen, zu stärken, wieder aufzubauen und somit zukunftsfähige resiliente Systeme zu gestalten. Aber in der Permakultur gibt es auch Ethik- und Gestaltungsprinzipien z.B. im Bereich:

Werkzeuge und Technologien: Kleinwasserkraftwerk, Handwerkzeuge, Lastenfahrräder, Wiederverwenden/recyclen

Kultur und Bildung: Aktives Lernen, Kunst und Musik zum mitmachen, Landschaften und Orte lesen, Homeschooling, Freie Schulen, Soziale Ökologie

Gesundheit und Spiritualität: Hausgeburten/Stillen, Gesundsein durch Vorsorge, Ganzheitliche Medizin, in Würde sterben, den Geist des Ortes spüren, Yoga. Praktiken für Körper und Geist

Finanzen und Wirtschaft: fair gehandelte Produkte, Solidarische Landwirtschaft, Ethisch investieren, WWOOFen (Freiwilligenarbeit auf Bio-Bauernhöfen), Tauschringe, Energieverbrauch berechnen

Gemeinschaft und Grundbesitz: Ökodörfer, in Gemeinschaft leben, Genossenschaften, Gemeinschaftsbesitz, Konfliktlösung/Supervision, indigene Landrechte respektieren

Land und Natur pflegenutzen: Ganzheitliche Weidewirtschaft, Agroforstsysteme, natürliche Waldwirtschaft, Wasser an Landschaftslinien sammeln, Biologische und biodynamische Landwirtschaft, Waldgärten, Wildsammlung, Aquakulturen, Biogärten, Saatgut bewahren

(entnommen aus Buch: „Permakultur – Gestaltungsprinzipien für zukunftsfähige Lebensweisen, von David Holmgren, DrachenVerlag, ISBN978-3-927369-76-4)

Das „wilde Essen“ ist auch eine Alternative. Man geht eben nicht in den Supermarkt, zahlt nicht viel Geld für minderwertige oder sogar vergiftete Lebensmittel, und man ernährt sich tausendfach gesünder. – Vom Aspekt des Lernens mal ganz abgesehen!
Zudem wertschätzt man, was um einen herum wächst und kann es – wenn man es kennt und es essbar ist – kostenlos nutzen. Eine Alternative also zu dem Lebensstil, von dem „uns“ beigebracht wurde, dass es der einzig Wahre wäre.
„Iih, da haben doch Hunde drauf gepinkelt!“
„… aber das wächst ja direkt neben der Straße …“
„… und was ist mit Fuchsbandwurm?“
Ganz ehrlich?
Kuh- und Schweinepisse von Tieren die mit Medikamenten und Antibiotika vollgestopft wurden, die ist nicht ekelig? Man verzehrt sie ohne Bedenken auf Kräutern, Obst und Gemüse weil man es ja nicht anders kennt. Und es steht nicht drauf auf den Plastikverpackungen im Supermarkt oder Discounter womit genau gedüngt wurde!
Chemische und Hormonaktive Stoffe aus Pestiziden, Insektiziden und Fungiziden werden auch gleich mitgegessen und da die meisten „Früchte“ wohl draußen wachsen, kommen sie ebenso wie die Pflanzen am Wegesrand mit Abgasen, Feinstaub und was-nicht-noch-alles-gibt in Berührung.

Um es mit meinen Worten zu beschreiben: alternativ leben bedeutet für mich, dass man sich eigene Lösungen sucht. Dass man nicht das erstbeste und am leichtesten mit der wenigsten Arbeit zu ergatternde Produkt nimmt, sondern dass man sucht. Nach dem sucht, was man braucht und was wichtig ist. Körperlich – seelisch – und für die Erde!
Dazu gehört für mich auch, dass man sich nicht blenden lässt.
Von der toll gestalteten Verpackung, vom billigen Preis (es gibt übrigens einen Unterschied zwischen „billig“ und „günstig“ – „billig“ ist qualitativ minderwertig und „günstig“ ist preislich niedrig. Vielen Dank an dieser Stelle an Herrn Albrecht, Lehrer Werbelehre an der hannoverschen BBS12/Handelsschule damals 1991).
Nicht mitziehen lassen vom Gruppenzwang – Marken Produkte!
Nicht verarschen lassen von Verpackungsfarben und Informationen – z.B. Nutriscore oder aufgedruckte Früchte obwohl nur Aromen drin sind.
Nicht die eigene Individualität aufgeben um zu sein wie „die anderen“ – Vielfalt entsteht nunmal erst durch vieles Einzigartiges
Keine auf Dauer giftigen Inhaltsstoffe konsumieren, nur weil sie so klein geschrieben sind, dass man sie kaum mehr lesen kann oder man gar nicht erst weiß, was es ist.
Und achte darauf, von wem Du kaufst. Industrielle Großkonzerne mit all den Zwischenhandelspartnern (das treibt den Preis nach oben – so entsteht ein Teil des sogenannten „Mehrwerts“) oder lieber bei jemandem der etwas selbst gefertigt hat, herstellt, produziert oder anbaut?

Und mein persönlicher Tipp: wenn es nur eine einzige Lösung zu geben scheint solltest Du anfangen zu suchen!